Pilgern mit Hund nach Santiago de Compostela

Translation:

Reinhard: Einspruch, Euer Ehren!

Ich wage es ja selten, meiner Tochter zu widersprechen, jetzt muss ich es aber mal tun. WÄRE ich ein lupenreiner Pilger, HÄTTE meine Pilgerwanderung sehrwohl in Helpenstell begonnen. Also vor meiner Haustür und nicht erst in Köln. Für die Pilger des Mittelalters war Köln, wenn sie nicht gerade dort gewohnt und dort begonnen hätten, nur ein Zwischenziel auf ihrem langen Weg nach Santiago de Compostela. Die Frage ist: Sehen wir uns als Pilger? Wenn ja, dann sind wir eben schon vier Tage unterwegs und beginnen damit nicht erst morgen.

 

Aber ich glaube zu wissen, was Anni meint: Bis jetzt war bzw. ist uns noch alles sehr vertraut. Wir sind hier noch "zu Hause". In vielen Wäldern sind wir früher schon gewandert, haben manchen Berg schon früher bestiegen und Dörfer schon früher so manches Mal durchquert. Wir haben bisher bei Familienmitgliedern oder Freunden übernachtet oder sie haben uns ein Stück des Weges begleitet. Hinter Köln lassen wir dies dann doch alles, mit jedem Tag mehr, hinter uns. Ziehen "in die Fremde", für Wochen und Monate - ein aufregendes Gefühl.

 

Anni hat in ihrem Blogeintrag schon Vieles von unterwegs angesprochen. Sira und sie entwickeln sich immer mehr zu einem wunderbaren Team. Ich staune immer nur, wie Anni mit ihrer Hundefreundin umgeht, wie sie sie lobt und immer wieder motiviert, wie sie trotz manchmal anstrengender Momente nie ihre Umsicht und Geduld verliert und immer wieder ihren Humor zeigt. Ich beobachte dies mit viel Zuneigung und großem Stolz.

 

Da es an den ersten Tagen mit den Blogeinträgen nicht so geklappt hat, versuche ich jetzt mal zusammenzutragen, welche besonderen Momente der ersten vier Tage mir in Erinnerung bleiben werden:

 

- Der Moment, als ich in Helpenstell die Haustür schließe.

- Der Abschied von meinen Kolleginnen und Kollegen beim kurzen Zwischenstopp in     meiner ehemaligen Schule in Dattenfeld und das laute "Tschüühüüüüs!!!" aller Schüler, das durch die Schule schallte.

- Der "Empfang" von Veronika und ihren Schwestern Thea und Laus bei der Rast in Hoppengarten und das reichliche 2. Frühstück, das uns ausreichend Kraft für die zweite Etappenhälfte gab.

- Das aufmunternde Schild an der Hoppengartener Brücke "Den Wanderern viel Spaß und alles Gute!". Ja wer war das denn nur?

- Die Begleitung von meinem Zweitältesten Florian, der es sich nicht nehmen ließ, Vater und Schwester trotz karnevalsbedingter "Schräglage" von Hoppengarten nach Eitorf zu begleiten.

- Das leckere Abschiedsessen von Annis Freund Ingo in Eitorf, der uns anschließend sogar verbot, wenigstens zu spülen.

- Der letzte Blick hinunter ins Siegtal und auf die angrenzenden verschneiten Höhenzüge.

- Die staunenden Blicke und die aufmunternden Worte vieler Menschen, die von uns auf ihre Fragen hin erfahren, dass wir nach Spanien unterwegs sind.

- Der kleine Umweg zum Friedhof von Bödingen, wo Anni als Gruß eine kleine Jakobsmuschel auf das Grab von Ingos Großeltern legt.

- Das gigantische Tapas-Buffet, das uns Uschi zum Abendessen, zur Vorfreude auf   Spanien, auf den Tisch zaubert.

- Der verschneite Lohmarer Wald nach dem Neuschnee vom Vorabend.

- Die Begleitung von Hannelore und Peter durch Lohmar und die Wahner Heide.

- Die herzliche Aufnahme von Lisa und Sohn Julian in ihrer WG-Wohnung in Köln und der schöne Abschiedsabend bei Lena und "Kronprinz" Daniel.

- Der schöne, aber auch lange Marsch am Rhein entlang von Zündorf bis zum Kölner Dom, mit vielen netten Gesprächen mit anderen Hundebesitzern und vielen Tobeeinheiten für Sira und ihre Artgenossen.

- Der erste offizielle Jakobsweg-Pilgerstempel im Domforum von Köln.

 

Morgen beginnen wir nicht mit unser Pilgerreise, sondern setzen sie weiter fort. Von Köln an auf der "Via Coloniensis" die nächsten Tage bis Trier.

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Sebastian (Sonntag, 17 Februar 2013 18:25)

    Eins fehlt noch:
    - dein Sohn Sebastian, der dich nach 22 gelaufenen Kilometern der 4. Etappe um 2 uhr nachts aus dem Bett geschmissen hat...