Pilgern mit Hund nach Santiago de Compostela

Translation:

Annika: Am Ende alles gut...

Von St-Haon-le-Chatel nach St.-Jean-St.-Maurice-sur-Loire, 23 km

Unser Wahnsinnsfrühstück haben wir gleich zwei Frauen zu verdanken: Der Herbergsbetreiberin, die uns köstlichen Apfelsaft und sogar Eier spendiert, und Veronika, die uns ein leckeres Frühstück mit Rühreiern und heißem Kakao zaubert.

Sie kann ihren Tag heute ganz in Ruhe angehen, da sie sich nach den gestrigen Strapazen entschieden hat, einen Ruhetag einzulegen und sich mit dem Auto nach St Jean St Maurice sur Loire bringen zu lassen. Ich kann es verstehen. Neidisch bin ich allerdings nicht. Als ich einen Blick nach draußen zur strahlenden Morgensonne werfe, freue ich mich wie jeden Morgen, in meine Stiefel zu schlüpfen.

Als wir gestern 2 km vor St Haon durch Veronikas freundliche Mitfahrgelegenheit abgelenkt waren, müssen wir wohl eine Abzweigung verpasst haben. Keine Markierungen mehr... Was soll's! Nehmen wir halt statt dem Jakobsweg den schnellsten Weg über die Straße in den Ort. Dadurch wissen wir allerdings heute Morgen nicht, wo wir in den Jakobsweg einsteigen können. Die Karte im Führer ist sehr grob, die Beschreibungen vage. Google Maps hilft auch nicht. Nach ein paar Mal Hin und Her und einer belustigten Veronika am Fenster über uns finden wir die Muschel dann endlich - direkt vor unserer Unterkunft, aber seeehr klein (natürlich!). Wir verlassen das beschauliche St-Haon und marschieren im munteren Auf und Ab durch Renaison. Wir hören Grundschulkinder auf dem Pausenhof quieken und Papa vermisst "seine" Kinder.

Bald ist es Zeit für eine erste Rast. Wir lümmeln uns direkt am Feldweg in die Wiese und genießen die Sonne. Ist das herrlich!

Beim Gang durch die Orte St-Andre-d'Apchon und St.-Alban-les-Eaux fällt mir mal wieder auf, was mein Hund für eine coole Nudel geworden ist. Die Hunde hinter denen Gartenzäunen drehen völlig durch, bellen und Rennen wie verrückt, hüpfen aufgeregt hoch und würden am Liebsten durch die geschlossenen Zäune kommen und meine Süße würdigt diese Dollmänner in der Regel keines Blickes, selbst wenn sie sie im Rudel ankeifen. Und wenn sie doch mal loslegen will, reicht ein ermahnendes Wort und sie gibt Ruhe.

Wir sind gut im Schritt. In Lentigny ist es Zeit für unsere zweite Pause, bevor wir zum Endspurt ausholen. Auf einer Steinbank vor der Kirche lassen wir uns nieder und relaxen. Als wir gerade alles wieder einpacken und aufbrechen wollen, quatscht uns ein junger Mann mit langen Haaren an. Er fragt, ob wir Jakobspilger seien und bei ihm etwas trinken wollen. So etwas können wir natürlich nicht abschlagen. Er führt uns zu seinem Haus, wo seine Frau mit Baby auf dem Arm uns gerade noch freundlich begrüßt und dann davonläuft. Im Haus bekommt Sira einen Knochen und wir Saft und das Angebot, etwas zu essen. Das ist nun aber wirklich nicht nötig. Außerdem wollen wir weiter, wollen ankommen. Nach einer halben Stunde bedanken wir uns und ziehen davon.

Eine gute Stunde später erreichen wir Saint-Jean-le-Puy, das zusammen mit dem östlich angrenzenden Saint-Maurice-sur-Loire den Doppelort St.-Jean-St.-Maurice-sur-Loire bildet. Als wir Saint Jean durchqueren, können wir nirgends unsere Gite finden. Wir laufen den Berg hoch bis zur Kirche und noch ein Stück weiter. GoogleMaps hilft auch nicht, Passanten gibt's mal wieder keine. Also rufen wir Veronika an und sie schickt uns, laut Papas Interpretation, wieder runter, also zurück. Gesagt, getan! Dann warten wir auf Veronika, die uns entgegenkommen wollte. Nichts zu sehen, also ein erneuter Anruf. Wir müssen scheinbar doch nach Saint Maurice, also wieder an der Kirche vorbei. Die Leute gucken inzwischen mitleidig.

In Saint Maurice laufen wir zwischen ein paar Häusern durch eine unscheinbare Gasse und - zack! bietet sich uns ein unerwartet schöner Anblick. Das Loiretal erstreckt sich vor uns. Ein breiter Fluss, Greifvögel kreisen darüber, wir schauen auf die vereinzelten Höfe und kleinen Burgen am anderen Ufer. Auf unserer Seite der Loire fällt der Blick auf die wunderschöne Altstadt von Saint-Maurice und die alte Burgruine. Nach weiterem Umherirren in der Altstadt und einem weiteren Telefonat finden wir dann endlich doch noch Veronika und unsere Unterkunft.

Am Ende wird doch alles gut!

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Kommentare: 2
  • #1

    Dani (Donnerstag, 04 April 2013 17:08)

    Toll, dass es auch nach all den Wochen immer noch Spaß macht!!!

  • #2

    Marc (Freitag, 05 April 2013 10:08)

    Wir sind heute über den camino primitivo in Santiago angekommen. Es war für Körper, Kopf, Herz und Seele eine unglaubliche Erfahrung. Wir wünschen Euch noch einen guten camino.
    Emma und Marc (Weegen) aus Berlin (ex-Dattenfeld)