Pilgern mit Hund nach Santiago de Compostela

Translation:

Annika: Das kann ja was werden!

Von Nuit-St-Georges bis Beaune (Gigny), 19 km

Eine gemütliche Runde
Eine gemütliche Runde

Nach Siras und meiner morgendlichen Runde durch den ueberraschend schoenen englischen Garten verlassen wir unser "Motel" und gelangen erstaunlich schnell wieder in die Weinhaenge. Wir sind heute morgen frueh unterwegs, da wir nachmittags Zeit haben wollen, uns auf unseren Besuch einzustimmen.

 

Ich blicke in unsere naechste Zukunft mit einer Mischung aus Freude und Skepsis. Natuerlich freue ich mich, dass wir Besuch bekommen, der uns gern ein Stueck begleiten moechte. Allerdings bin ich auch gespannt, ob es zu Reibereien kommen wird. Wir laufen jetzt seit fuenf Wochen ausschliesslich im Dreiergespann, wir sind ein eingespieltes Team, laufen quasi im Gleichschritt, sehen die Wehwehchen und Emotionen des Anderen und wissen sie zu deuten und damit umzugehen. Ich weiss, dass Papa damit auch bei anderen Leuten zurechtkommt. Ich weiss auch, dass unsere Besucher sehr umgaenglich sind. Aber ich kenne auch mich selbst. Und genau da liegt das Problem. Ich bin gespannt, wie die naechsten Tage werden. Und wie ich mich benehmen werden. Aber was soll's, wenn mir etwas nicht passt, gehe ich eben ein paar Tage allein weiter... Wir werden sehen.

 

Auch heute sind die Arbeiter und Arbeiterinnen in den Weinbergen schon frueh aktiv. Sie stutzen, sie verdrahten, sie kokeln, sie pflanzen neu, sie hacken, sie pfluegen... Viel Arbeit, die komplett von Hand gemacht wird. Ich frage mich, ob die Leute ihre Arbeit als angenehm empfinden, immer in gebueckter Haltung, unter Umstaenden in viel Wind, Sonne oder Regen. Allerdings sind sie den ganzen Tag in der Natur, an der frischen Luft, arbeiten mit lebendem Material und gewinnen im Herbst sprichwoertlich die Ernte ihrer Arbeit. Vielleicht gefaellt ihnen das. Ich habe sie nicht gefragt.

 

Wir laufen heute kontinuierlich 300 m oberhalb der Strasse durch die Weinhaenge, immer mal wieder vorbei an Schildern, die den Namen des zugehoerigen Weinguts preisgeben.

 

Es ist sonnig. In der Stadt war es heute morgen noch kuehl, also habe ich meine lange Unterhose, mein Fleece und meine Ueberjacke an. Hier, in der leichten Brise und stets in der Sonne wird mir schnell zu warm. Also rechtzeitig vor der naechsten Anhoehe eine kurze Pause gemacht und unnoetigen Stoff abgeworfen. Ah, schon besser!

 

Am Friedhof von Corgoloin steht eine idyllische Bank im Halbschatten. Zeit fuer eine Rast! Aber die halbschattige Lage treibt uns recht schnell wieder hoch. Mich froestelt mal wieder.

 

Ueber weitere Weinberge wandern wir voran, bis die Dame in unserem Wanderfuehrer uns schreibt, von jetzt an seien wir auf uns allein gestellt, weil die Markierungen hier oft wechseln wuerden. Also folgen wir den angebrachten Wegweisern. Sie schicken uns vor einem Haus hinauf in den Wald, ueber einen munteren Pfad wieder hinab und nach circa einem Kilometer verlassen wir den Wald und stehen vor der anderen Seite des Hauses. Mich ueberkommen Erinnerungen an gestern und ich muss schmunzeln. Naja, ein bisschen Abwechslung von den Weinbergen kann auch nicht schaden.

 

Bei Ladoix-Serrigny machen wir einen weiteren kurzen Stopp, um niedliche kleine Bluemchen am Wegesrand zu fotografieren. Ploetzlich faengt Sira an zu bellen. Unbemerkt hatte sich uns ein Mann genaehert, der ihr nicht geheuer war. Ein Wanderer! Und noch dazu ein Deutscher! Und auch noch Pilger! Nach einem kurzen Plausch trennen sich unsere Wege wieder. Vielleicht trifft man sich ja wieder. Mensch, unser erster Pilger!

 

Am fruehen Nachmittag erreichen wir unser Etappenziel Chigny, ein Vorort von Beaune. Verzweifelt irren wir die Strasse, in der unsere private Unterkunft sein soll, rauf und runter, immer an einem kleinen Schloesschen vorbei. Man muss dazu sagen, dass das hier nicht ueberall so einfach laeuft mit den Hausnummern wie bei uns. Hier wird gesprungen von 72 zu 113 zu 176 und dann zu 194. Unsere Hausnummer soll  die 129 sein. Wir suchen weiter. Bis wir den Briefkasten des Schloesschens betrachten. 129. Das IST unsere Unterkunft!!!

 

Wir laufen durch den vertraeumten Garten und auf die Haustueren zu. Kein Mensch zu sehen. Papa klopft und klingelt ueberall, aber es tut sich nichts. Wir rufen die Nummer an, die uns Christine in Tarsul gegeben hatte. Wir rufen dort an, Bruno hebt ab und oeffnet uns die Tuer. Er ist ganz schoen ueberrumpelt, denn man hatte hier mit unserem Betsaetigungsanruf gerechnet. Davon wussten wir aber nichts. Er ist ziemlich gestresst, aber trotzdem sehr freundlich und bemueht, uns einen netten Aufenthalt zu bescheren, bis seine Frau kommt und uns weiterhilft. Das Haus versinkt seiner Ansicht nach im Chaos (was wir gar nicht so sehen) und er entschuldigt sich hundertmal.

 

Sira spielt an der Schleppleine im Garten. Sie hat die Katzenmami mit ihren Babys auf dem Sofa noch nicht entdeckt. Das werde ich auch verhindern. Nicht, dass wir noch Waisen zuruecklassen.

 

Etienne, der Sohn der Familie und seine Mutter werden von Sira uebermaessig und verschreckend begruesst. Sie kriegen sich schnell ein.

 

Hanni und Nanni haben leider fuer heute abgesagt. Tramper leben eben von den Mitfahrgelegenheiten, und die waren gestern rar gesaeht. Also treffen wir uns erst morgen. Schade! Aber immerhin Veronika schafft es heute bis hierher und bekommt hier ein Quartier.

 

Sabine, die Frau des Hauses wuselt herum, um unsere Zimmer vorzubereiten. Sie entschuldigt sich auch immer wieder.

 

Was haben die denn alle?? Die waren wohl noch nie bei uns zu Hause?!?

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Kommentare: 2
  • #1

    Sebastian (Freitag, 22 März 2013 18:17)

    Chagny nicht Chigny, oder? Schön siehts aus. Trinkt nicht so viel Wein. Angeschwipst reden man sich vielleicht in so einem Schlösschen die eine oder andere Geistergeschichte ein...

  • #2

    Iris (Samstag, 23 März 2013 19:04)

    Hallo Ihr Beiden , trinkt auf jeden Fall ein Glässchen Wein, immer wieder Super lecker,könntet Ihr EureTageskilometer mit in Eure Berichte einfließen lassen.? Fände ich auch noch Super interessant. shcönen Abend Euch noch.