Pilgern mit Hund nach Santiago de Compostela

Translation:

Reinhard: Sonne - endlich!

Um 6 hr klingelt heute schon der Wecker, d.h. es ist ja kein Wecker, sondern Annis Handy, und es klingelt auch nichts, sondern es ertönt eine Gute-Laune-Melodie, die einen förmlich aus dem Bett tanzen lässt.

 

Das Frühstück ist für 6.30 Uhr angesetzt, weil Berthold und Edelgard heute früh noch Richtung Bregenzer Wald zum Ski-Kurzurlaub aufbrechen wollen. Für uns ist das überhaupt kein Problem. Wir frühstücken reichlich, packen schnell unsere Sachen zusammen, verabschieden uns herzlich von Edelgard und lassen uns von Berthold wieder hoch zur Rehlinger Kirche chauffieren. Auch mit ihm noch ein kräftiger Händedruck, dann sind wir wieder auf uns allein gestellt. Wir schultern unsere Rucksäcke und trollen uns.

 

Es ist noch vor 8 Uhr und die Natur ist noch sehr ruhig. Da heute Samstag ist, hören wir auch keine Autos oder Trecker. Es ist schön, so in den jungen Morgen hineinzugehen.

 

Aber am jungen Morgen sind auch Siras spezielle Freunde unterwegs, die Rehe. Mehrere kleine Herden stören wir beim Äsen auf. Anstatt sie sich aber in die entgegengesetzte Richtung davonmachen, kreuzen sie regelmäßig unseren Weg. Sira ist immer wieder vollkommen aus dem Häuschen, schwebt praktisch an der Laufleine und stößt dabei archaische Laute aus. Anni gibt dann immer ihr Bestes.

 

An die Windräder, die wiederholt unseren Weg säumen, scheint sie sich inzwischen gewöhnt zu haben. An ihnen tappst sie ganz cool vorbei.

Wesentlich mehr Interesse zeigt sie bei einer Hof -weide, auf der ein Grüppchen von Ponys, Eseln und Mulis grast. Als Sira sich neugierig und zurückhaltend dem Zaun nähert, kommt das Chefpony herangeschossen, bläst imposant durch seine  Nüstern  und Sira tritt beeindruckt den Rückzug an.

 

Unser Weg verläuft über die noch kahlen Hochflächen des Saargaues, die gepflügt und noch leicht mit Altschnee überzogen vor uns liegen. Links von uns geht es hinunter ins Saartal, rechts ins Moseltal. Heute ist es nicht so kalt wie in den letzten Tagen, es liegt sogar etwas Milde in der Luft. Gegen Mittag bekommt der seit Tagen graue Himmel gebietsweise helle Stellen. Hoffnung keimt auf. Sollte die Sonne es heute schaffen, sich gegen den zähen Hochnebel durchzusetzen? Eine Stunde später ist die Antwort gegeben: Immer mehr blaue Flecken zeigen sich und am Nachmittag ist der Himmel praktisch wolkenlos blau.

 

Mit jedem Sonnenstrahl, der uns erwärmt, der uns die Reißverschlüsse an unseren Anoraks etwas tiefer ziehen lässt, hebt sich unsere Stimmung und daran können auch die bösen Blicke eines Nandu-Pärchens hinter einem Maschendrahtzaun nichts ändern. Und als wir durch die noch unbelaubten Weinhänge zum Moselörtchen Perl hinuntergehen, sind wir mit dem Tag sehr zufrieden.

 

Morgen werden wir in Frankreich sein.

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