Pilgern mit Hund nach Santiago de Compostela

Translation:

Annika: Quasi ein Spaziergang...

Na, das war ja mal nett. Nur knappe 20 km zu laufen. Ein Klacks! Naja, ich will ja nicht zu große Töne spucken, es kommen auch wieder andere Tage...

 

Heute Morgen macht sich Papa auf den Weg, uns den Waxweiler Pilgerstempel zu besorgen und unter herrlichstem Sonntagsglockengeläut verlassen wir den Ort. Das ist schon ein besonderes Gefühl...

 

Nach einem kräftigen Anstieg über einen Waldpfad beschleichen uns leise Zweifel, ob wir noch richtig sind. Über die Straße kommt uns von oben ein hutzeliges Männchen mit einem Hut voller Federn entgegen und schlägt mit seinem Wanderstock gegen die Leitplanke. Er stellt sich vor als "Wanderführer Klaus" und führt uns wieder auf den richtigen Weg. Er wirkt ein bisschen wie ein Waldwichtel, so völlig ohne Zähne, dafür mit einigen Geschichten im Gepäck, unter anderem von seinen 15 Hüten voller selbst gesammelter Federn. Er verabschiedet uns mit "Gut Lauf!" und verschwindet aus unserem Blickfeld. Manchmal fragen wir uns, ob solche Menschen, die im richtigen Moment auftauchen und uns unter die Arme greifen, vielleicht der heilige Jakobus selbst sind oder vielleicht einige seiner Helferchen vor Ort, seine Bodentruppen. Wir werden's nie erfahren.

 

Der weitere Marsch führt uns in einem munteren Auf und Ab über Felder und durch winzige Örtchen, in denen noch ganz rustikal Heizpilze in der Kirche stehen. Waldwege sind heute eindeutig in der Unterzahl. In der Überzahl sind dafür die Tiere, die man hier so sieht. Das ist ja bald 'ne Deutschland-Safari! Also, ich hab ja noch nie einen Fuchs in freier Wildbahn gesehen. Hier schon zwei. Rehe begegnen einem ja öfters mal, aber dass sie in Vierer-Herden lässig vor uns über die Felder hüpfen war mir doch neu. Und Sira auch. Die ist hin und weg und schleift mich bei so 'nem Leckerchen doch schonmal ganz gut hinter sich her.

 

Wenn wir fremden Hunden begegnen, ist Sira inzwischen ziemlich relaxt. Sie guckt, ich lass ihre Leine lang, sie lässt den anderen maulen und geht weiter. Wenn der andere uns Menschen zu nahe kommt, weist sie ihn zurecht und geht dann weiter. DAS hätte ich ja im Leben nicht erwartet, dass wir beide da so locker werden. Ansonsten benimmt sie sich immer noch sehr gut und hat, wie man so schön sagt, Spass anne Backen. Den Rucksack spürt sie, glaub ich, kaum noch und bewegt sich sehr gekonnt damit.

 

Als wir schon um 16.00 Uhr unser Etappenziel erreichen, ist Sira fast schon irritiert. "Wie, das war's schon?"

 

Meinem Körper geht es von Tag zu Tag besser. Der Lkw, der mich täglich überrollt, ist zum Mofa geworden. Naja, wollen wir mal nicht übertreiben, sagen wir lieber Mofaroller. Der Muskelkater miaut vor sich hin, die Lippen leiden unter der Kälte, aber sonst alles gut. Na, es wird doch!

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Kommentare: 3
  • #1

    Sebastian (Sonntag, 24 Februar 2013 20:26)

    Hihi, euren Verlaufer konnte ich glaube ich auf Googlemaps nachvollziehen...

  • #2

    Ralf (Montag, 25 Februar 2013 19:11)

    Hier kommt mal wieder ein Gruß aus dem Grenzgebiet von Nijmegen. Bin jeden Tag auf der Homepage und verfolge Euren Weg. Die Bildersammlung von heute finde ich gut. Es ist gut etwas zu lesen...aber noch besser auch einige Bilder der Umgebung zu sehen. Macht weiter so.
    LG Ralf

  • #3

    Dani (Sonntag, 10 März 2013 17:26)

    Wird die Sira wohl doch noch erwachsen ;o)