Pilgern mit Hund nach Santiago de Compostela

Translation:

Reinhard: Erste Schritte auf der Via Coloniensis

Wir haben Köln verlassen! Sehr zu unserer Freude haben uns Sohn Florian und Enkelin Amelie noch spontan bis zum Dom begleitet, Sohn Julian ganz aus Köln hinaus. Mit großem Einsatz schulterte Julian sich Annis Rucksack. Ich glaube, am liebsten würde er für eine Zeit lang mitkommen. Aber das ist nun mal der Fluch der Berufstätigkeit. Am Domportal grüße ich kurz unseren Pilgerapostel und verspreche ihm , in etwa 21 Wochen bei ihm zu sein. Gleich hinter dem Roncalliplatz finden  wir an einem Lampenmast erstmals unser Pilgerzeichen, die stilisierte Jakobsmuschel. Ich hoffe, sie wird uns ab heute möglichst lückenlos leiten.

 

Kurz hinter der Hohe Straße, am Dorint-Hotel, eine nette Begebenheit: Der Portier des Hotels bietet uns Dreien Kaffee an, nur so. Nachdem wir verblüfft nicken, steht er fünf Minuten später mit drei Bechern Kaffee vor uns draußen auf dem roten Hotelteppich.

Na, so kann es doch weitergehen! Jetzt beginnt der lange Datsch auf der Luxemburger Straße bis Hürth,  weiter durch Efferen, Hermülheim, Fischenich nach Vochem. Julian stapft immer weiter fröhlich mit uns mit. Die Sonne schickt wärmende Strahlen zu uns hinunter und es macht uns Spaß, unterwegs zu sein.

 

Um 16.30 Uhr erreichen wir unsere Unterkunft bei Frau Zinn in Vochem. Bevor die Entspannungsphase eintritt, bringen wir noch Julian zum Bahnhof nach Brühl-Kierberg. Schön, mein Junge, dass du, wenn auch nur kurz, dabei warst.

 

Am nächsten Morgen liegt dicker Reif auf den Autos vor Frau Zinns Haus, dafür prangt über uns ein strahlend blauer Himmel. Schloss Augustusburg protzt uns bald in Brühl weltkulturerbegerecht entgegen. Warum haben wir eigentlich nicht hier übernachtet? Abends noch im Lustgarten eine

Runde mit dem Hund..., das hätte doch mal Stil gehabt!

 

In Walberberg, ganz in der Nähe des ehemaligen Klosters, unsere erste Rast: Studentenfutter, Nussschokolade und Müsliriegel  - nahrhafter geht es wohl kaum. War auch bitter nötig nach Haferschleim mit Ovomaltine zum Frühstück. Nach fünf Kilometern Waldstrecke (schon lange nicht mehr gehabt!) durch den Kottenforster Wald, am Swister  Türmchen die zweite Rast: Mit Studentenfutter, Nussschokolade und ohne Müsliriegel. Sira wird mit der langen Schleppleine  angepflockt und tobt, von Anni angestachelt, über die Wiese.

 

In Weilerswist stempeln wir am katholischen Pfarrbüro unsere Pilgerpässe. Eigentlich ist am heutigen Montag geschlossen, aber Stempel und Stempelkissen liegen in einem Kästchen, das neben der Eingangstür angebracht ist. Danke, Herr Pfarrer, gut mitgedacht !

 

Nach einigen Kilometern entlang der munter daherplätschernden Erft erreichen wir Groß-Vernich. Ein Quartier bleibt uns hier verwehrt, Hunde sind nicht erwünscht. Das hatte ich aber schon  zu Hause am Telefon erfahren. Also mit dem Bus zurück nach Vochem und noch eine Nacht bei Frau Zinn.

 

Heute, am Dienstag, ist der Himmel grau und die Luft biestig kalt. Schneeregen ist vorhergesagt, aber noch ist es trocken, als wir uns von Frau Zinn verabschieden, uns zur Bushaltestelle trollen und nach Brühl hineinfahren. Eine geschlossene Schranke ist Schuld, dass wir den Anschlussbus nach Groß-Vernich verpassen und eine ganze Stunde in der Kälte totschlagen müssen. Shit happens!

 

Erst um kurz nach zehn Uhr sind wir in Groß-Vernich wieder auf dem Erfttalweg und geben etwas Gas, damit uns warm wird. Diverse Schwätzchen mit anderen Hundebesitzern hemmen ab und zu unseren Schritt, aber Sira  braucht nunmal Sozialkontakte mit ihresgleichen.

 

In Euskirchen ein kurzer "Boxenstopp" auf einer Parkbank. Ach ja, mit Studentenfutter, Nussschokolade  und Müsliriegel (Frühstück siehe gestern!). Hinter Stotzheim dann hoch in den Wald Richtung Hardtburg. Bei einem Wanderparkplatz findet Sira ihren Meister. Aus einem PKW-Kombi entsteigt ein Monstrum von Hund, ein Neufundländer XXL. Gegen Amigo ist Sira  optisch ein Chihuahua. In Spiellaune ist er überhaupt nicht, will nur gemütlich sein und in Ruhe gelassen werden. Wir haben verstanden und lassen Amigo und sein Herrchen schnell hinter uns zurück.

 

In der Schutzhütte bei der Hardtburg setzt leichter Schneeregen ein, der bis zum Etappenziel auch nicht aufhört. In Iversheim erreichen wir so gerade noch unseren Zug, der uns nach Bad Münstereifel bringt. Keine Angst, wir schummeln nicht! In Iversheim gibt es wieder kein Quartier, nur in Münstereifel bei der lieben Frau Kröger . Morgen früh geht es mit dem Zug wieder zurück nach Iversheim. Wir schenken uns nichts!

 

Anni ist heute am Ende des Pilgertages etwas angeschlagen. Zitat: "Ich glaube, mich hat ein LKW überrollt !" - Weichei!

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Kommentare: 3
  • #1

    Sebastian (Mittwoch, 20 Februar 2013 08:17)

    1. Woche: Check!
    Nur noch 21 Wochen. Das schafft ihr mit links! ;-)

  • #2

    Dani BigBro (Mittwoch, 20 Februar 2013 10:23)

    Dann wohl erstmal "Adieu, meine Lieben!"

    Wir verfolgen jeden Tag eure Website...

  • #3

    Christof (Mittwoch, 20 Februar 2013 18:45)

    Schön geschrieben, Reinhard. Freue mich, dass ihr unterwegs seid und gut voran kommt. Werde hier auf dem Blog nicht oft was schreiben. Ihr sollt lieber pilgern und die Zeit genießen, als auf den kleinen Handys rumzutippen und meinen Senf lesen. Aber ihr könnt sicher sein, dass ich jeden Abend Eure Berichte über den rss-Feed lese!

    Viele Grüße,

    Christof